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Bonsaimachos

DAB +, UKW und Digitalradio - Missverständnisse vermeiden

Immer wieder stehen in München Kunden in den HiFi-Supermärkten und verlangen fast schon verzweifelt nach einem DAB + - Radio, weil UKW ja demnächst abgeschaltet werden solle. Das ist falsch. Vielleicht sollte man hinterfragen, woher solche Gerüchte kommen. Wenn ich mich bei BMW erkundige, ob deren Autos gut sind, kann ich mir die Antwort auch gleich selber geben. Nur weil der Bayerische Rundfunk Nachrichten sendet, heißt das nicht, dass er dem Thema DAB + neutral gegenüber steht. Schauen Sie sich mal die Senderlisten an. Da gibt es, je nach Empfangslage, durchaus Regionen, in denen außer dem Bayerischen Rundfunk doch recht wenig auf DAB + los ist. Ein Schwein, wer da Böses denkt und Eigeninteresse unterstellt. Der Bayerische Rundfunk informiert auf seiner Homepage auch nicht wirklich falsch über DAB +, erwähnt nur die eine oder andere Alternative nicht ausdrücklich. So was kann passieren.

Schauen wir uns die Sachlage mal an: DAB + ist momentan Stand der Technik im Bereich mobiler Rundfunkempfang und wird tatsächlich rasant ausgebaut. Flächendeckenden Empfang in Deutschland haben wir erst seit Anfang 2015. Die Sorge, dass UKW / FM in den nächsten Jahren abgeschaltet wird, ist unbegründet. Dafür müßte DAB + wohl deutschlandweit mindestens 10 Jahre parallel zu UKW zur Verfügung gestanden haben. Vorher droht keine Gefahr, außer dass, z.B. der Bayerische Rundfunk auf die Idee kommt, sein Klassikprogramm oder BR Heimat zu Werbezwecken rein auf DAB + anzubieten. Meines Erachtens gezielt ein Anschlag auf die ältere Generation, weil sich die Jüngeren bei so einem Verhalten gerne mal zu einem sogenannten "Shitstorm" im Internet hinreißen lassen könnten. Zum Vergleich: Als das analoge Fernsehen abgeschaltet wurde, war Digitalfernsehen bereits mehr als 10 Jahre parallel verfügbar und ca. 95% der Nutzer empfingen ihr Signal sowieso schon digital. Die Überlegung, dass der DAB+-Betrieb einfach nur preisgünstiger sei und dem Kunden jede beliebige Qualität zugemutet werden kann, wird da hoffentlich keine Rolle gespielt haben, oder?

DAB + ist ein Standard für den mobilen Empfang. Was heißt das? DAB + wird weder ins Kabel eingespeist, noch via Satellit übertragen. Sie können Ihren Empfänger also nicht einfach an die Wanddose im Wohnzimmer anschließen und auf störungsfreien DAB + - Empfang hoffen. Sie bekommen das Signal nur über die mitgelieferten Wurfantennen bzw. Teleskopantennen rein. Im Verhältnis zu UKW über Wurfantenne ist der Empfang dann tatsächlich klarer und vor allem rauschfreier. Hier liegen die echten Vorteile von DAB + - im Mobilbereich nämlich. Entsprechend der klassischen Digitaleigenheit, dass es nur zwei Möglichkeiten gibt, an oder aus, fällt der Empfang bei schlechten Pegeln einfach aus. Da rauscht auch vorher nichts, DAB + geht oder geht nicht. Wann tritt das auf? Wenn Sie z.B. in einem Stahlbetonbau wohnen, der den Empfang abschirmt, haben Sie unter Umständen Pech und es geht gar nichts.

DAB plus sei Radio in CD-Qualität. Ein gerne verbreiteter Satz mit bedenklichem Wahrheitsgehalt. Ein CD liefert bei "normaler" Auslesung einen Datenstrom von 1411 Kilobits pro Sekunde. DAB + arbeitet mit einer Datenkompression, deren Datenrate schwanken kann, meist aber in einem Bereich von 128 - 160 kbits/s liegt. Wer das als gleichwertig verkauft, will wahrscheinlich High-Ender zum Weinen bringen. Die besseren Internet-Radiosender arbeiten mit 128 bzw. 320 kbits/s und geben damit weniger an. Hatte ich erwähnt, dass Internet meist auch da zur Verfügung steht, wo DAB + versagt?

Der Pluspunkt: Zusatzinformationen je nach Sender. Unbestritten, ein Vorteil, den es aber beim Internetradio auch gibt. Gerade beim bereits erwähnten Bayerischen Rundfunk, ist die Einspeisung und der Informationsgehalt für DAB+ und Internetradio identisch. Das heißt qualitativ gleich erbärmlich (zur Zeit 128 kb/s). Mit den genannten Vorteilen für das Internetradio, nämlich dem gesicherten Empfang bei Internetverfügbarkeit.

Die Alternativen: Digitalradio gibt es bereits in sehr guter Qualität - fragen Sie mal Ihren Fernsehempfänger. Egal, ob digitaler Kabel- oder Satellitenempfänger, die Empfangseinheiten in bzw. für Ihren Fernseher verarbeiten schon seit Jahren Digitalradio in exzellenter Qualität. Verbinden Sie so einen Empfänger direkt über die Cinch-Ausgänge mit Ihrem Verstärker - voila ein tolles Signal. Wollen Sie das noch optimieren, denken Sie über die Anschaffung eines separaten Digital-Analog-Wandlers nach und verbessern Sie über dessen Wandler den Klang Ihres Digitalradios. Einfach TV-Empfänger per Coax- oder optischem Kabel anschließen, per Cinch weiter auf den Verstärker und DAB + schaut alt aus.

Die klassische Alternative: UKW / FM - Radio. Ihr Kabelanschluss liefert, vom Satelliten gespeist, neben dem digitalen, auch ein analoges Signal, welches, anständige Antennenverkabelung vorausgesetzt (möglichst 120 dB-Schirmung), ebenfalls ein DAB + konkurrenzfähiges Signal empfängt. Also, alles lassen, wie es ist und nochmal über den Shitstorm nachdenken, wäre eine Möglichkeit.

Sie sehen, Information und Fehlinformation liegen recht nah beieinander und nicht alles, was wahr ist, ist alternativlos. Ich möchte daher auf den Wikipedia Artikel zum Thema DAB + verweisen, dem ich auch einen kleinen Teil meiner Weisheiten verdanke: Wikipedia DAB +

 


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