Lautsprecherkabel professionell anschließen
Klingt an sich simpel - Rot (Plus) auf Rot und Schwarz (Minus) auf Schwarz anschließen, fertig. Wo soll da das Problem sein? Fängt schon damit an, dass leider nichts Schwerwiegendes passiert, wenn man die Lautsprecherkabel falsch herum anschließt, klingt halt nur Scheiße. Wer´s nicht weiß kann damit sein Leben über glücklich sein. Die Tücke liegt aber, wie immer, im Detail: Kabel abisoliert, unter die Lautsprecherklemmen rein, Musik gehört, plötzlich Ruhe. Der Verstärker ist heiß und will nicht mehr. Nennt sich neudeutsch "protection mode", der merkt halt irgendwann, dass ein Kurzschluss auf den Kabeln ist, weil man sie doch irgendwie zusammen gebracht hat. Dann gibt´s da noch Kabel mit Laufrichtungen, Klangverluste durch Oxidation der Kabel, gerade, wenn man sie mit den Fingern angefasst hat und und und
Gehen wir die Sache also systematisch an.
Direktanschluss - Lautsprecherkabel richtig abisolieren
Woran erkennt man Leute, die Ihre Lautsprecherkabel selber abisoliert haben? Richtig, an den zerschnittenen Fingerkuppen. Kernfrage - Welches Werkzeug ist geeignet? Wir fassen nochmal schnell die Aufgabe zusammen: Lautsprecherkabel sind mit einem sogenannten Dielektrikum ummantelt, das üblicherweise nicht leitet, insofern muss für die Kontaktflächen jeweils ca. 1 guter cm von der lästigen Hülle befreit werden, damit das blanke Kabel Kontakt zur Kabelklemme des Lautsprechers oder Verstärkers bekommt. Weil wir uns hier im Bereich der Herrenspielwaren befinden, müssen wir zunächst den Heimwerkerisierungsgrad unserer Klientel berücksichtigen. Der Typ "Ich wollt sowieso nochmal in den Baumarkt!" wird zweifelsohne nicht davor zurückschrecken, sich für ein höchst seltenes Ereignis (Kabel entjungfern) professionellstes Equipment zuzulegen und kommt mit einer Abisolierzange heim. Rustikalere Gemüter bevorzugen Seitenschneider oder das entsprechende Pendant bei der Kombizange. Echte Männer haben Messer. Sie merken an der Formulierung, die müssen die nicht mal holen, so was hat man am Mann!!! Keiner, außer vielleicht vergessliche Chirurgen oder Wurstverkäufer denkt an Handschuhe oder benutzt die gar. Zumindest bei Kupferkabeln ist Anfassen aber der erste Schritt zur Korrosion (feines Wort für Rost). Merke: Der HiFi-Jünger trägt, wie der Guru, Handschuhe. Nicht die Ausführung Winter, sondern gefühlsecht - das Ganze kann eine ziemliche Fummelei werden. Ich schweife ab.
So und jetzt ratet mal, was der Bonsaimacho zum Abisolieren empfiehlt. Logo, Messer, Ausführung, scharf (das ist jetzt keine Abschweifung). Warum? Wer dauernd Kabel abisoliert, kann jetzt den Rest des Kapitels überspringen. Weil man mit dem Messer bei vorsichtiger Handhabung am wenigsten Schaden anrichtet. Wäre doch blöd, wenn Sie für 511 winzige Kabellitzen im perfekten Kabel gezahlt haben und davon am Anschlussfeld nur 487 übrig sind, weil Sie ein wenig grob waren. Um gleich wieder abzuschweifen, nein, weder Frauen noch Kabel mögen das wirklich. Wir gehen hier vor, wie bei der Liebe zwischen Igeln - ganz, ganz vorsichtig. Wir wollen doch keine Litzen des Lautsprecherkabels verletzen. Kabel ein wenig knicken, damit Spannung auf den Knick kommt und das scharfe Messer nur ein wenig draufdrücken, nicht schneiden oder sägen. Die meisten Isolierungen gehen da auf wie die Sonne am Morgen (der poetische Teil). Jetzt in die Gegenrichtung knicken und den Vorgang wiederholen. Isolierung packen und ziehen bzw. etwas drehen, das sollte sie bereits ablösen, sonst muss man halt auf die Idee kommen, den Vorgang auch noch an den Seiten des Kabels zu wiederholen. Kann man mit Handschuhen machen, muss man nicht, so lange man die Kupferlitzen nicht mit den Fingern anfasst.
So, jetzt kommen die Handschuhe zum Einsatz. Das abisolierte Kabel in seiner Wickelrichtung fest zusammendrehen (wer in die Gegenrichtung dreht, merkt das sehr schnell am Auffasern des Litzengeflechts) und so unter die voll geöffnete Kabelklemme einführen, dass keine Litzen an das Gehäuse des Verstärkers stehen. Wer schlecht zielt, Vorgang so lange wiederholen, bis Ergebnis perfekt oder keine Lust mehr. Ich glaub an Euch!
Natürlich kann man auch mit Abisolierzange und oder Seitenschneider arbeiten, muss man halt so dezent machen, dass möglichst keine der winzigen Innenlitzen im Lautsprecherkabel abgerissen werden. In diesem Sinne - ab in den Baumarkt.
In etwa so sollte das abisolierte Kabel aussehen. Nein, das ist kein Lötzinn auf dem Kabel, verlöten tut man nie!!! das ändert den Klang. Das ist ein Lautsprecherkabel mit verzinnten Kupferlitzen.
Von der Schaltung her sieht der normale Lautsprecheranschluss so aus:
Im Prinzip einfach rot auf rot und schwarz auf schwarz anschließen und auf die Seiten achten. Links bezieht sich auf den vom Hörplatz aus linken Lautsprecher. Wenn man´s verpolt geht nichts kaputt, klingt aber ein wenig, als ob jemand im Keller singt.
Bequem und schnell umzustecken - Kabelschuhe und Bananas
Geht das denn nicht einfacher? Laut unserer Gesetzgebung eher nicht. Das Problem ist, dass unsere Politiker, möglicherweise aus der Tatsache, dass man Dilletanten und Lobbyisten wie sie selber überhaupt gewählt hat, schließen, das Wahlvolk sei dämlich. Wie komm ich drauf? Sogenannte Bananas zum Lautsprecheranschluss sind von offizieller Seite her nicht gerne gesehen, weil man sie ja auch in Steckdosen stecken könnte, statt in Lautsprecher. Dann kann man einen potenziell tödlichen Stromschlag bekommen, was eine mögliche Wählerstimme kosten könnte. Seltsamerweise fördern die selben Politiker aber den Absatz von Autos, mit denen sich nachweislich viel mehr Leute umbringen, oft sogar, ohne sich dämlich anzustellen. Ein weites Feld, nicht unser Thema. Merke: Bananas zum Lautsprecheranschluss nur in Lautsprecher und die vorgesehenen Buchsen am Verstärker stecken. Wenn Sie keine finden, die sind üblicherweise mit einem Plastikstopfen getarnt, den man aber mit einer Zange oder einer eingedrehten Schraube mit Schneidgewinde problemlos entfernen kann.
Wir schauen uns eben mal einen übersichtlichen Fall für Bananas von hinten an:
Das neue Topmodell von Denon. Schön zu sehen, die schwarzen Plastikstopfen an jeder Lautsprecherklemme verdecken die Anschlüsse für die Bananas. So stellt sich das unser Gesetzgeber vor. Spaxschraube reindrehen und ziehen, oder mit der Zange rausfummeln, dann liegen die Anschlüsse frei. Jetzt ist aber Fantasie gefragt. Imaginieren Sie für einen Moment die Freude, die es macht, mit europäischen Wurstfingern (Entschuldigung) gefühlt 120 Lautsprecherkabel unter die Klemmen zu bugsieren, ohne, dass es zu aufgespreizten Kabeln und möglichen Kurzschlusskontakten kommt. Da wünscht man sich doch die "japanischen" Finger des Konstrukteurs, der da offenbar dazwischen kommt.
Bringen Bananas was für den Lautsprecheranschluss?
Klassische Radio Eriwan Antwort: "Im Prinzip ja, aber..." Der Vorteil von Bananas liegt vor allem in der Vereinfachung des Anschlussvorgangs und der Möglichkeit des raschen Umsteckens, zudem ermöglichen sie eine große Kontaktfläche mit dem Anschlussterminal. Klanglich und elektrisch ist das erst mal nicht besser als ein korrekter Direktanschluss der Lautsprecherkabel. Jetzt kommt das "Aber". Je nach dem, wie die Bananas auf das Lautsprecherkabel aufgebracht werden, können sie zu einem sogenannten Übergangswiderstand führen, der an Verbindungen elektrisch leitender Komponenten auftreten kann. Werkskonfektionierte Kabel (solche, die schon mit Bananas geliefert werden) sollten da unverdächtig sein, bei einigen Baumarktlösungen und Eigenkonstruktionen ist Skepsis angebracht. Lässt sich das Lautsprecherkabel mit etwas Zug wieder aus dem Banana herausziehen, ist dieser potenziell eher untauglich.
Die Lösung: Vercrimpte Bananas
Ein wahrlich feiner Anschluss, weil eine elektrisch sehr sehr saubere Verbindung entsteht, ist das sogenannte Vercrimpen. Dabei wird eine Endhülse auf das Lautsprecherkabel aufgebracht, in die der Banana oder Kabelschuh eingeschraubt wird. Dazu braucht es eine passende Endhülse, eine Crimpzange und "a weng a Irxenschmalz", also einen kräftigen Arm , um zu zudrücken. Die Zutaten:
Und so läuft´s dann:
Wir sehen hier ein Lautsprecherkabel in der letzten Phase der Konfektionierung unmittelbar vor dem Vercrimpen. Die Kabelendhülse wird bereits von der Crimpzange gehalten, das abisolierte Kabel wurde in den Verbinder gesteckt und die Verkleidung, die den Verbinder nachher isolieren wird, ist bereits hinten auf das Kabel aufgesteckt. Fehlt nur noch ein kräftiger Arm.
Auf die Abbildung des zugehörigen Bizeps musste ich leider verzichten, weil sonst wieder so viele Groupies bei mir um´s Haus hängen.
Wer es dann schafft, die Zange komplett durchzudrücken - und vorher lässt sie sich nicht wieder lösen, sieht folgendes Ergebnis:
Der Kabelverbinder ist vercrimpt, da können Sie jetzt ziehen, wie Sie wollen, der löst sich nicht mehr. Anschließend wird noch der Banana oder Kabelschuh eingeschraubt und fertig.
So aufgebrachte Bananas sind ganz nah dran an werkskonfektionierten. Glaubt ihr nicht? Ich hab die Maschine in Schweden schon zum Armdrücken herausgefordert - noch keine Antwort, schätze, die hat Angst. Das bringt uns aber zum nächsten Thema:
Fertig konfektionierte Kabel:
Hauptunterschied - da hat eine Maschine gecrimpt, die kennt keine Tagesform.
Mein Tipp: Wer sich wirklich mit dem Tuning seiner HiFi-Anlage auseinandersetzt, landet irgendwann beim Thema Lautsprecherkabel. Hat man "sein" Kabel gefunden, lohnt sich die Investition in werksvercrimpte oder besser vorkonfektionierte Lautsprecherkabel, schließlich gibt es ja noch andere Hersteller als Supra. Damit schließt man die letzte Fehlerquelle bei der Perfektionierung seiner Anlage aus - den menschlichen Faktor mit seiner Neigung zur Fehlerhaftigkeit.
Brücken, Bi-Wiring, Bi-Amping
Fangen wir mit Brücken zwischen den Lautsprecherterminals an:
Eine beliebte Falle für schlechten Klang. Der Lautsprecher hat ordentlich was gekostet, ins Kabel haben Sie auch investiert und dann das - hoch induktive Leiter = Brücken zwischen den Tiefton- und den Hochtonanschlüssen. Ja, die verschlechtern den Klang und die Lösung ist so einfach, wie logisch: Raus damit und ein Stück des verwendeten Lautsprecherkabels rein. Alternativ sogenannte "Jumper" verwenden, das sind normalerweise kurze Lautsprecherkabel mit maschinell aufgebrachten Kabelschuhen.
Alternativ - Bi-Wiring:
Darunter versteht man einen "doppelten" Anschluss, bei dem ausgehend von einem Verstärker auf dessen A-Lautsprecherausgängen der Tieftonbereich und auf den B-Lautsprecherausgängen der Hochtonbereich jeweils mit separaten Lautsprecherkabeln angesteuert wird. Die Brücken zwischen den Terminals werden dann natürlich entfernt. Es werden pro Lautsprecher 4 Einzelkabel gezogen, z.B. von Anschluss A links plus eines zum unteren roten Anschluss des Lautsprecherterminals (linker LS), eines von Anschluss B links plus eines zum oberen roten Anschluss des Lautsprecherterminals (linker LS) und entsprechend für die Minusseite auch.
Der Vorteil dieser Schaltung liegt darin, dass alle Kraft des Verstärkers für die Lautsprecher zur Verfügung steht und das Lautsprecherkabel möglichst wenig Widerstand darstellt, weil viel Leitungsquerschnitt da ist.
Die Nobelvariante dazu heißt
Bi-Amping:
Im Prinzp sieht das aus, wie auf dem Bild oben, nur dass man 2 identische Verstärker nimmt, von denen einer den Hochtonbereich (normal die oberen Anschlussfelder) und einer den Tieftonbereich versorgt. Motto: Stromstärke ist das, was einen Magneten bewegt. 2 Verstärker haben doppelt so viel davon, wie einer, das bringt den Klangvorteil. Effektiv aber teuer. Wer das macht, braucht auch normal meine Tipps nicht mehr.
Beeinflussen Lautsprecherkabel den Klang wirklich?
Kurze Antwort: Ja, das unterschreiben Ihnen sogar Ingenieure. Eine der wahrscheinlich unumstrittensten Tuningmaßnahmen, so weit es das heutzutage im Zeitalter von fake news überhaupt noch gibt.
Alternative Anschlussschemas für mehr als einen Lautsprecher am Verstärkerterminal
Da kann ich eigentlich nur 2 Varianten vorstellen, die helfen, den Verstärker nicht zu schrotten. Wer sich technisch nicht sicher ist, ob er in Physik genügend aufgepasst hat und einfach mal mehrere Lautsprecher an einen Anschluss hängt, überlastet leicht mal seinen Verstärker. Die meisten Verstärker kommen mit Lasten zwischen 4 und 16 Ohm einigermaßen klar. Wer also das unten nicht kapiert, lieber lassen und wen fragen, der sich sicher ist.