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Vincent SV 237 MK Vollverstärker Test
Kaum hab ich den Moon 340i Vollverstärker als nahezu idealen Spielpartner für ELAC Lautsprecher bezeichnet, kam sofort Kritik auf, ob man denn wirklich 5.000.- Euro in die Verstärkung stecken müsse. Muss man nicht, macht aber Spaß. Ich bleibe also bei meiner Aussage, dass, wer ihn sich leisten kann, den Moon guten Gewissens kaufen kann. Ich hab´s aber auch eine Nummer kleiner. Daher heute ein paar Worte zu einem Verstärker, der auch bei mir zuhause rumsteht, weil dem nämlich fast wurscht ist, was für ein Lautsprecher dran hängt, der schiebt an, wie ein alter Lanz Traktor. Der Vincent SV 237 MK.
Einige von Euch mussten ja schon meine Belehrungen über sich ergehen lassen, dass gerade, wenn man leise hören möchte, nichts an echter Verstärkerpower vorbei geht. Stromstärke ist nun mal das, was einen Magneten und darüber ein Lautsprecherchassis bewegt. Ein ordentlicher Ringkerntrafo bringt oft noch die übelste Tröte von Lautsprecher zum Klingen. Und? Ist er nicht wunder-, wunderschön?
Einen Scheiß isser, einschalten muss man ihn, dann wird´s richtig romantisch.
Aaah, wir vermuten Röhrenpower. Die beschränkt sich aber auf die Vorstufe und dient mehr dem Zwecke, dem Ohr zu schmeicheln, als Dampf zu machen. Was uns zur Frage führt:
Was steckt im Vincent SV 237 MK?
Power Consumption 500 W steht hinten drauf. Das lässt vermuten, dass da auch vorne was rauskommt. Zumal im Inneren ein wirklich gewichtiger gekapselter Ringkerntrafo werkelt, der das Gesamtgewicht dieses relativ schlanken Boliden auf über 20 kg wuchtet. Überhaupt ist der Vincent noch nach alter Schule, wie die alten HiFi-Boliden aus den 90er Jahren fast ohne Plastik aufgebaut. Hier wird noch aus dem Vollen gefräst. Die Firma spricht dazu:
Nennausgangsleistung an 8 Ω : 2 x 150 Watt (RMS)
Nennausgangsleistung an 4 Ω : 2 x 250 Watt (RMS)
Nennausgangsleistung Class A an 8 Ω : 2 x 10 Watt (RMS)
Damit zu meiner Philosophie, die Sie beim Hörtest gerne erfahren können - das tut auch kleinen Lautsprechern mit nominell 70 Watt gut, gerade wenn man sich auf Zimmerlautstärke oder darunter beschränken möchte oder muss. Vincent selbst nennt das Produkt einen Class-A Hybrid Stereo Vollverstärker. Natürlich schaltet der im Leistungsbereich auf A/B-Verstärkung um. Bei normaler Zimmerlautstärke läuft er aber im besonders verzerrungfreien Class-A-Betrieb und das auch an hohen Lasten, die moderne Boxen eh kaum noch darstellen. Wir waren aber beim Aufbau. "Hybrid" heißt Röhrenvorstufe für einen "warmen", "analogen" Klang ohne analytische Härten plus einer Transistorendstufe für Leistung ohne Ende. Das zarte Leuchten hinter Glas schafft also auch klanglich die optisch angedeutete Gemütlichkeit.
Was da jetzt exakt für Röhren Dienst tun, kann man beim Hersteller und in diversen Fachzeitschriften nachlesen. Für unsere Zwecke ist eher relevant, dass die Teile reichlich robust sind und recht lange ohne Wartung auskommen. Die Dinger werden auch noch produziert und sind leicht zu beschaffen, das heißt selbst Diejenigen, die befürchten schon unter 10 Jahren Betrieb die Röhren tauschen zu müssen, weil der Klang sonst ins komplett Undefinierte abrutschen könnte, dürfen sich entspannt zurücklehen. Diese Röhren kann auch in ein paar Jahren noch ein Fachkundiger problemlos ersetzen.
Der Vincent SV 237 wurde unter Leitung von Frank Blöhbaum in Deutschland entwickelt und wird in China gebaut (funktioniert aber trotzdem zuverlässig und das seit Jahren). Die hier gezeigte MK-Version ist bereits die Überarbeitung eines sehr erfolgreichen Vorgängers, leicht zu erkennen an den zwei Digitaleingängen, die den vorher an dieser Stelle verbauten USB-Eingang abgelöst haben.
Hinter diesen Digitaleingängen verrichtet ein nicht mehr ganz frischer Digital-Analog-Wandler von Burr Brown seinen Dienst. An dem kann man technisch gesehen durchaus rummäkeln, gerade, was seine Eignung für High-Res-Dateien angeht, klanglich ist er aber super harmonisch zum Rest des Geräts. Ein Ansatz, der heutzutage leider viel zu selten vertreten wird, nämlich den eigenen Ohren zu trauen, statt auf technische Höchstleistungen zu setzen. Bei diesem Verstärker wird mal sauber durchgezogen, was viele nicht mehr auf dem Schirm haben - klingen muss es. Dazu kommen wir noch.
Was fehlt am Vincent SV 237?
Wir sehen:
Keinen Phono Eingang. Nun, dem hilft der Profi eh mit einem separaten Entzerrer-Vorverstärker ab. Ferner keine A-B-Schaltung für die Lautsprecher. Die 8 Anschlussklemmen können also nur für Bi-Wiring genutzt werden, nicht, um 2 Räume separat zu beschallen. Die Lautstärkeregelung via Fernbedienung ist eher was für Grobmotoriker, das geht direkt am Gerät deutlich feiner. Außerdem fehlt noch ein Balance-Regler, der USB-Anschluss, Bluetooth (völlig richtig, klingt eh nicht) und, das honoriert der Bonsaimacho mit Verneigung - ein Ein-Ausschalter auf der Fernbedienung.
Das ist mal eine Ansage: Hey ihr Penner, Ihr schaut eh zu viel fern - hier wird HiFi gehört, da braucht´s nichts anderes - superb.
Bleibt die Frage, warum ich einen mittelprächtig ausgestatteten aber sehr gut verarbeiteten Verstärker für 2.000 Euro kaufen sollte? Weil er geil klingt und ihm die Lautsprecher weitestgehend egal sind, die er antreiben soll.
Wie klingt der Vincent SV 237 MK?
Vincent hatte mich klanglich schon auf der High-End überzeugt, wo sie den Vienna Acoustics Lautsprechern eine Dynamik und Klangfarben entlockt hatten, an die die Performance der Yamaha Komponenten aus der Vorsaison nicht herankam. Die Yamahas haben Ihre Stärken an anderen Lautsprechern aber das zeigt, wo der Weg bei Vincent hingeht. Vincent ist so ein wenig der Spezialist dafür geworden, dem Klangbild extreme Dynamik, Pepp, und Glanzlichter in Richtung "Massengeschmack" aufzusetzen. Das klingt jetzt durch das Wort "Massengeschmack" so als taugten die Vincents nicht für Gourmets - das mein ich nicht. Die und insbesondere der SV 237 spielen hoch präzise. Da wird auch im Vergleich zu High-End wenig unterschlagen. Ich möchte sogar behaupten, der SV 237 MK liegt in seiner Preisklasse da sehr weit vorne - sonst hätt ich ihn nicht. Was er aber definitiv macht, ist, den Klang zu schönen. Der Bass kommt selbst aus kleinen Lautsprechern abgrundtief, die Höhen reißen noch die Latte beim Stabhochsprung und der vermittelte Drive lässt selbst Fossilien des Rock wie die noch immer über die Bühnen dieser Welt spukenden Greise von Deep Purple, den Stones oder Ossy eher als 40-Jährige denn als 70-Jährige erscheinen, gerade was Livetracks angeht. Der Sound belebt Tote. Stadionatmosphäre kommt voll rüber. An diesen Terminals fühlt sich alles wohl, was Spaß vermitteln will und kann.
Da wo der Moon die ganz feine Klinge führt und Mikrodetails hörbar macht, glitzert der Vincent ein wenig mehr und packt fester zu. Eins gegen Eins gewinnt der Moon bei Menschen mit viel Hörerfahrung dann doch. Wer aber Spaß auf sehr hohem Niveau haben will, kann mit dem Vincent nichts aber auch gar nichts falsch machen.
In wie weit tut sich was beim SV 237 mit besseren Sicherungen?
Meine Lieblingssicherung von HiFi Tuning rein und siehe da, deren Charme kann sich auch der Vincent nicht entziehen. Da geht die Sonne auf. Die Bühne wird mächtig viel größer, die Tiefenstaffelung reicht deutlich weiter. Jedes Instrument für sich steht klarer im Raum. Man hört jede Berührung am Instrument, das Atmen der Sängerinnen und den Typen in der 14.Reihe rechts, der sich im Livekonzert gerade schneutzt (leicht übertrieben) aber so in etwa. Der grundsätzlich brilliant strahlend, warme Klangcharakter des Vincent SV 237 verändert sich nicht - klingt alles noch nach Vincent, aber jetzt nach den größeren Boliden. Eklatant ist jedes Mal das Aufräumen im Basskeller. Da war der SV 237 mit der eingebauten Sicherung eh schon sehr gut. Mit der Tuningsicherung merkt man aber plötzlich nicht nur, welcher Bassanteil vom Schlagzeug und welcher vom Bassisten stammt, plötzlich ist auch klar, wie die, rein räumlich, zueinander stehen und ob der Schlagzeuger die Trommel voll trifft, oder den Rand mit erwischt.
Auch das Anschieben bei geringen Lautstärken gewinnt noch mal ein paar hundert PS und daran hat´s wirklich nicht gemangelt. Sieht man doch mal wieder, was ein sauberer Stromweg an Klang bringen kann. Das war kein Umbau, bei dem billige Teile in Mengen durch teure ersetzt wurden, das war streng genommen nicht mal ein Eingriff in´s Gerät, waren doch die Entwickler des Vincent so clever, gleich eine Schublade für die Sicherung unter den Stromeinlass zu montieren. Liebe Grüße an Bernd Ahne, die Sicherung war, wie immer, unverschämtest teuer aber jeden Cent wert.
Fazit zum Vincent SV 237:
Kontrolle durch extreme Kraft und konsequent auf Wohlklang getrimmt, das trifft´s, glaub ich, beim Vincent SV 237 recht gut. Der ermöglicht langes, entspanntes Hören ohne "Nervfaktor". Eindeutige Lieblingsdisziplin sind Live-Aufnahmen auch bei Klassik. Die haben irgend einen Trick, die Halle/den Konzertsaal hörbar zu machen. Freunde elektronischer Musik werden sicher auch auf Ihre Kosten kommen, die Tiefbassfähigkeiten des Vincent liegen irgendwo im Bereich von 8 Litern Hubraum und 1 Zylinder. Wie ein alter Lanz halt. Durch externe D/A-Wandler erzwungen, kann der Vincent schon auch analytischer, ich persönlich finde aber den eingebauten DAC durchaus passend. Wem z.B. ein WXC 50 von Yamaha über Cinch zu "scharf" ist, packt einfach den Lichtleiter aus et voilà, das swingt.
Wie die zarten Kühlrippen andeuten, ist der Vincent nichts für beengte Platzverhältnisse. Eng einbauen ist nicht, der wärmt auch mal ein Passivhaus alleine - nein, soo schlimm ist es nicht, aber ich würde nichts ohne Abstandshalter draufstellen.
Wer sich eine Freude machen möchte und 2.499.- Euro sinnvoll und in bleibende Werte investieren will, sollte überlegen, den
Vincent SC 237 MK bei mir zu kaufen.
Also nicht direkt bei mir, womit wir beim Thema Werbung wären. Ich find ihn toll, verkauf ihn aber nicht selber, das macht ein lieber Kollege, zu dem Ich Sie gerne vermittel, dann haben Sie nämlich auch original Herstellergarantie. Einfach per Mail anfragen.