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Yamaha Musiccast Vinyl 500 Test
Freunde des guten Tipps, wir haben ein Problem. Ist ja inzwischen hinlänglich bekannt, dass der Bonsaimacho nur gute Tipps gibt und über die suboptimalen Geräte das Mäntelchen des Schweigens hüllt. Da stellt einen Yamahas Vinyl 500 Plattenspieler vor harte moralische Probleme. Um es gleich mal deutlich zu sagen, das Audio Technica AT 3600L Tonabnehmersystem, sozusagen die Hartz-4-Version eines zumindest mittelelenden AT 95 an diesem Plattenspieler ist ungefähr so sinnvoll, wie die Eier vom Papst. Ich weiß, das lässt Interpretationsspielraum, soll es. Um die Sache gleich noch mehr einzuengen, selbst ich habe keine investigativen Einblicke in die Nutzung päpstlicher Hoden erlangen können, aber das Elend gesehen, das Yamaha zu verkaufen versucht. Daher mein Tipp: Nicht so kaufen, wie er angeboten wird. Früher hieß die Kritik in Audiozeitschriften an dieser Stelle immer: "Taugt nur zum Abspielen von Kinderschallplatten." In Zeiten qualifizierter Hörerziehung solltet Ihr Euren Kindern das aber nicht antun. Die Lösung: Lasst vom Händler Eures Vertrauens gleich ein vernünftiges Tonabnehmersystem montieren, dann ist das ein sehr anständiges Gesamtpaket, das der Bonsaimacho mit gutem Gewissen empfehlen kann. Die Laufwerkseigenschaften sind gar nicht so schlecht, wie es das Gequäke über das traurige Tonarmanhängsel vermuten lässt. Aber der Reihe nach:
Was bietet der Yamaha Vinyl 500?
Designmäßig fesch, Riemenantrieb (immer eine gute Wahl bei Billigplattenspielern) und im Gesamtpaket absolut zukunftsweisend. Für 599.- Euro UVP erwerben Sie hier ein Internetradio, einen Netzwerkspieler, einen Bluetooth-Empfänger, einen Bluetooth-Sender, ein Airplay-fähiges Gerät, ein sprachsteuerbares Gerät (Alexa kann steuern, ist aber nicht verbaut), ein Abspielgerät für die gängigen Streamingdienste, einen Vorverstärker und einen Plattenspieler mit Vorverstärkung, hatte ich die Multiroomfunktion erwähnt? Aktivlautsprecher über "Line out" ran - mein Tipp bleiben die Air X 403 von ELAC - und fertig ist die komplette Stereoanlage. Yamaha eigene Musiccast Lautsprecher können die laufenden Schallplatten sogar ganz ohne Kabelverbindung, allerdings bei Weitem nicht so schön wie die Air X 403, zu Gehör bringen. Den Anschluss von Aktivlautsprechern macht die Lautstärkeregelung über die App möglich.
Als Gerät der neuesten Musiccast Generation (2,4 und 5 GHz-Netzwerk) mit LAN-Anschluss stellt die Anbindung an´s Heimnetz auch für Laien und trotz der Bedienungsanleitung kaum mehr ein Problem dar. Einfach den Anweisungen der App folgen, sollte alles klappen. Wenn nicht, oder wenn das Gerät ein Ausstellungsstück war, Bonsaimachos.de (siehe die Reset-Anleitung am Schluß dieses Artikels).
Die Plattenspielerausstattung ist eher spartanisch = auf´s Nötigste beschränkt. Wir alten Säcke vermissen die Vollautomatik, vor allem aber die automatische Endabschaltung. Ein/Aus und Drehzahlwahl zwischen 33 und 45, das isses links auf dem Dreher. Rechts kommt noch die Quellwahl und Start/Stop hinzu, das war´s, der Rest läuft über die App (Musiccast). Liebe Schallplattenanfänger - es ist keine gute Idee, das Tablet und die Schallplatte gleichzeitig in die Hand zu nehmen, das kann mechanisch schwierig werden. Spannend ist auch ein Blick auf die Rückseite:
Externes Netzteil (gut), ein "Phono out" für den Anschluss an Verstärker mit einem eingebauten Phonovorverstärker oder gar einem separaten Phonovorverstärker. Deshalb gleich den Abnehmer austauschen lassen, was das eingebaute Teil anliefert ist der Verstärkung nicht wert. Jetzt hör aber auf. Ganz interessant, der "Line out", dessen Lautstärke man über die MC App regeln kann, um Aktivboxen einzusetzen oder das Gerät an einen herkömmlichen Verstärker ohne Phonovorverstärkung anzustöpseln. Last but not least, der LAN-Anschluss, nach wie vor meine Empfehlung wegen des höheren Datendurchsatzes als bei WLAN.
Ihr erkennt das zukunftsweisende Konzept? Der Vinyl 500 vereint die Nostalgiker mit den Fastfood Musikkonsumenten. Ein Streamingplattenspieler ist heute, was früher die Kompaktkomplettanlage war. Wir machen das nicht, aber, notfalls Bluetoothboxen ran und fertig. Leichter geht´s nimmer. Wer Wert darauf legt, möglichst wenige Komponenten rumstehen zu haben, kann´s fast nicht besser machen.
Exkurs: Tonabnehmer am Yamaha Vinyl 500
Hey, Ihr merkt schon noch, warum ich keine negativen Kritiken schreibe - da fällt mir nämlich echt was ein. Sehen wir uns den Sünder näher an:
Ich stehe in letzter Zeit immer wieder staunend vor aktuellen Plattenspielern von Firmen, die früher wirklich geile Plattendreher gebaut haben und bewundere die anscheinend fortschreitende Demenz der Konstrukteure. Liebe Freunde bei Yamaha, ELAC und wie die Sünder mit den Schrotttonabnehmern auf an sich vernünftigen Plattenlaufwerken alle heißen. Wer wirklich was verkaufen will, hat aus meiner Sicht zwei Möglichkeiten. 1. Er stylt ein Produkt voll durch, bis es so gut ist, dass es jeder haben möchte oder 2. Er gibt seine verbesserungswürdigen Produkte nur an Händler, die den fehlenden Rest am mangelhaften Produkt nachbearbeiten, dass es so geil wird, dass es jeder haben möchte. Die aktuelle Situation erscheint mir in etwa so, dass gerne mal Produkte entwickelt werden, bei denen irgendwann die Marketingabteilung die Hosen so voll hat, dass das Produkt etwas kosten könnte, dass sie für die Funktion essentielle Teile derart abspeckt, dass sehr sehr viele Kundige, dieses Produkt nicht mehr haben möchten, weil es nur nett und nicht hammer ist. Ihr wisst, nett ist die kleine Schwester von Sch.... Wenn ich solche Produkte dann noch an Händlern gebe, die ihr Personal vermutlich nur danach auswählen, dass es Kisten stapeln kann, brauch ich mich nicht wundern, dass die nur die Preise kaputt machen, wenn sie wieder zu blöd waren, ein Produkt vernünftig an den Kunden zu bringen und es unter Einkaufspreis plus Steuer raushauen. Damit verwalte ich den Niedergang.
Weiß denn nur noch Project, dass der Tonabnehmer wesentlich zum Klang beiträgt? Voraussichtlich nicht. Da wäre es doch schön, der Plattenspieler würde nicht 599.- kosten und müßte mit einem 100.- Euro System aufgerüstet werden, weil er so als Plattenspieler sein Geld nicht wert ist. Nehmt gleich 699.- mit einem gescheiten System, dann ist das Ding überragend und die Leute wollen es zweifellos haben. Ich kann förmlich hören, wie sich in den Marketingabteilungen die Hosen füllen. Dann hättet ihr auch nicht das Problem, dass die Warenverteiler, die gar nicht in der Lage sind, dem Vinyl 500 einen anderen Tonabnehmer zu montieren, sich das Teil eigentlich gar nicht auf Lager legen dürften. Da hab ich noch nicht mal über eine Endabschaltung oder gar einen vollautomatischen Plattenspieler nachgedacht.
Tschuldigung, das regt mich wirklich auf. Was will man einer Firma raten, bei der sich die verschiedenen Entwickler nicht so weit abstimmen können, dass am MusicCast Sub 100 die selben Subwooferanschlüsse wie an den hauseigenen AV-Receivern sind? Siehe hier.
Sie hatten wohl eher erwartet, dass ich mich dazu auslasse, welche Tonabnehmer für den Yamaha Vinyl 500 sinnvoll sind, oder? Sag ich nicht. Warum? Weil sonst gleich wieder die Do-it-yourself-Fans unterwegs sind und schlimmstenfalls mit einem falsch montierten teureren Tonabnehmer den selben Klang wie mit der Billiggurke produzieren. Gute Händler haben einen Analogspezialisten, der sich um so was kümmert und Sie kompetent berät. Selbst ich lasse Tonabnehmer montieren. Sie kennen keinen so Händler? Ich schon. Ruft an oder mailt.
Wie klingt der Yamaha Vinyl 500?
Für den Hausgebrauch völlig ausreichend, transparent klar eher einen Tick hell mit trotzdem stabilem Bassfundament. Ich spreche vom Streamingteil. Beim Plattenabspielen macht er Geräusche, die man schon noch als Musik identifizieren kann, halt auf Märchenplattenniveau, ein recht plattes Niveau, wenn ich mir den Wortwitz im Nachtreten noch erlauben darf.
Fazit zum Vinyl 500 von Yamaha
Wir sollten ihn trotzdem feiern, weil es ein wegweisendes Produkt ist. Mit einer kleinen Zusatzinvestition (Tonabnehmer) auf ein dem Rest entsprechendes Niveau gebracht, erfüllt der Vinyl 500 mit Sicherheit die Wünsche derer, die sich eine "normale" HiFi-Anlage kaufen wollen. Dank der brutal vielen eingebauten Features, kann der Rest dieser Anlage je recht überschaubar ausfallen. Aktivlautsprecher oder ein Verstärker mit Boxen und gut. Wirklich gut.
Sie fragen sich, warum oben Werbung drüber steht? Klang jetzt streckenweise nicht so, aber ich möchte den Vinyl 500 tatsächlich bewerben. Kauft ihn beim richtigen Händler und das Teil ist immer noch günstig für das, was es kann. Wer das ist? Kommt drauf an, wo Sie wohnen. Ansonsten natürlich immer an mich wenden. Ich verkauf ihn zwar nicht, aber ich kenn wen, der wen kennt...
Den Yamaha Vinyl 500 kaufen
Ne, hab ich nicht vergessen. Wenn sich das Teil nicht in Musiccast einbinden lassen möchte oder komplett spinnt, was auch immer. So kann man es auf die Werkseinstellungen zurücksetzen:
Das ist ein Screenshot der Bedienungsanleitung von Yamaha selber. Ihr seht das Problem? Initialisieren heißt auf Deutsch leider nicht, was die meinen. Zurücksetzen wäre ein schönes Wort.