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Bonsaimachos

High End 2019 Highlights

Als selbst ernannte Speerspitze des investigativen HiFi-Journalismus (eine aussterbende Kunst), hat der Bonsaimacho wieder Geld und Mühen gescheut und sich von befreundeten HiFi Propheten und Kündern des Wohlklangs auf die High End Messe 2019 im MOC in München einladen lassen. Dass die mich da immer noch reinlassen, ist an sich erstaunlich, halte ich es doch mit dem eher erschwinglichen Wohlklang und weigere mich gerne, Räume zu betreten, die zur Hälfte von den dort feilgebotenen Lautsprechern ausgefüllt werden. Zu wenig praxisnah und daher wenig erkenntnisfördernd. Um es klar zu sagen, die Show wird von Jahr zu Jahr überkandidelter und durchgeknallter. Für Normalsterbliche gäbe es zwar tolle Sachen, die werden aber nicht vorgeführt und nur ungern überhaupt gezeigt. Daher ist dies für mich das Foto der Highend 2019:

High End 2019

Leider war wohl kein goldener Käfig zu kriegen - na ja, vielleicht nächstes Jahr. Warum ist das Foto charakteristisch? Viel Bling, Bling mit Deppensicherung (Vollkaskomentalität - der dort gerne auftretende Highender weiß an sich, dass er sich heiße Finger holt, wenn er Röhren streichelt, da braucht´s keinen Käfig), mäßig bekannter Hersteller mit weniger mäßigen Preisen für wie auch immer mäßigen Klang. Der Klang steht leider immer weniger im Vordergrund (auch weil es die Räumlichkeiten einfach nicht hergeben). Dafür nervt dich an jeder Ecke ein Nonamer, der dir für 30.000 Euro ein Kabel verkaufen will. Mag sein, dass man für derartige Experimente offene Menschen nur auf dieser Messe kennen lernt. Ich hatte aber den subjektiven  und doch kaum zu unterdrückenden Eindruck, dass hier eine aussterbende Branche zum Teil sauber am Bedarf vorbei produziert.

Beispiel gefällig? So genannte All-in-one-Anlagen mit Receiver, Streamer und CD-Laufwerk in klein, chic, leistungsstark werden, nach allem, was mir auch die Kollegen bestätigen nachgefragt, wie selten etwas, nur leider nur noch ohne CD-Laufwerk gebaut. (Ja, ich kenne die üblichen sehr wenigen Verdächtigen, die da ein wenig schlauer waren und was im Angebot haben.) Dafür dürfte die angebotene Vielzahl an Plattenspielern und Laufwerken, die auf dieser Messe rumstanden, den Jahresbedarf von ganz Europa locker decken. Und da spreche ich nur von den Geräten, die unmittelbar auf der Messe rumstanden, nicht den eingelagerten und beim Händler präsenten Geräten. Da läuft doch was schief.

Das Drama auf der High End 2019:

Wozu das führt, konnte man am besten bei Yamaha sehen. Ich hätte weinen können. Die haben klanglich eine der besten Vorstellungen auf dieser Messe gegeben, auch weil sie einen sehr günstigen Raum gezogen hatten. Die Ware war für High End Verhältnisse auch äußerst erschwinglich:

Yamaha High End 2019

Vor- und Endstufe je 7.000.- Euro, der Plattenspieler 5.000.-, der CD 3.000.- und die Lautsprecher 15.000.- das Paar grob preislich eingeordnet. Klanglich ganz fein und trotzdem traurig. Warum? Ich sag nur, VW Phaeton. War auch ein schönes Auto, wollte nur keiner, dass VW draufsteht bei 100.000.- Euro. So ähnlich wird es Yamaha ergehen - streicht mir den Status des Propheten wenn´s anders kommt, ich gönn´s euch! Selbst mit goldenen Knöpfen würde ich mir als Händler die Teile nicht hinstellen. Eine Meinung, mit der ich wohl nicht ganz allein bin, hörte ich doch über Kollegen raunen, sie hätten verlauten lassen, dass sie sich die Lautsprecher sofort in ihr Wohnzimmer stellen würden, in den Laden sicher nicht. VW Phaeton halt.

Dazu kommen diverse Designsünden, von denen diese Messe geprägt war. Yamaha kann sich ja noch auf Tradition berufen:

Yamaha Vor- Endstufe und NS 5000

Die neue NS 5000 ist eine Hightech-Version der mittelantiken NS 1000. So Lautsprecher hat man sich in den 70er und 80er Jahren vielleicht hingestellt, heutzutage, weiß nicht. Und das war bei weitem noch nicht das Schlimmste an Design. Merke: Klang entschuldigt nicht alles, das Auge kauft mit. Auffällig waren aber tatsächlich die Häufungen von übermannshohen Chassisfriedhöfen in Dimensionen, die der Normalsterbliche mit Mühe im Garten unterbringen könnte in zum Teil äußerst lieblosem Outfit.

Wir wollen aber nicht nörgeln, sondern uns mit den Highlights der Messe 2019 befassen.

Design Hingucker der High End 2019:

Für mich ganz klar die Firma Once mit Lautsprechern, die mich stark an die "extendable ears" bei Harry Potter erinnert haben.

Once Design

Klanglich nicht wirklich zu beurteilen, da nur mit Bluetooth Zuspielung vorgeführt aber optisch mal durchaus flott.

MAG LEV hingegen hat seine Hingucker Plattenspieler sauber überspoilert und folgt der neuen Bling-Bling-Philosophie mit einer Svarowski-Version, deren Schönheit schon stark im Auge des Betrachters liegt:

Mag Lev Swarowski Edition

Klassisches Bauhaus Design ähnlich der alten Braun Anlagen lieferte ELAC mit der Alchemy Serie:

ELAC Alchemy komplett im Einsatz

Technisch Interessantes auf der High End 2019:

Ich liebe ja die kleinen Neuerungen:

E Fuse

Das zielt auf mein Lieblingstuning, nämlich die Feinsicherung am Beginn des Stromwegs in die Geräte ab. Ihr wisst ja, dass ich die werksmäßig verbauten Sicherungen gerne gegen solche von HiFi Tuning in Berlin  austausche, weil die nicht einfach Standardsicherungen umlabeln und man den Effekt deutlich hört. E Fuse geht jetzt noch einen Schritt weiter, also dahin, wo ich die Idee ursprünglich her habe. Kein Märchen, aber es war einmal in München, als Sound noch alles war, ein High-End-Händler, dem waren mögliche Brände in seinem Laden brutal wurscht, dafür klang es dadorten allerfeinst. Das Geheimnis? Er hatte die Feinsicherungen rausgenommen und durch einen massiven Metallstift ersetzt. Der Effekt war frappierend. Die übelste Tröte klang plötzlich sensationell. Fragt aber lieber nicht, ob das versichert gewesen wäre, wenn ihm die Butze abgebrannt wäre. E Fuse geht das so an, dass ebenfalls die Feinsicherung durch einen rhodinierten Kupferstift ersetzt wird. Dann werden die vorgeschriebenen Warnhinweise auf dem Gerät verbappt, bis es keine Luft mehr kriegt (übertrieben) und die Sicherung über eine Schaltung in der Stromzufuhr ersetzt. Das gibt es als Einbau, Steckerleiste oder Einzelstromversorgung.

E Fuse Sicherung und Netzleiste

Das sind offensichtlich die Nicht-Einbau-Lösungen. Anschließend wird die Melkmaschine angeworfen, was man ja auch erwähnen muss. Sensible 1.300.- Euro sollen für den Einzelanschluss fließen, die Netzleiste bringt es in der abgebildeten Version auf wortkarg zu kommentierende 2.400.- Euro. Da fällt mir auch nicht wirklich viel dazu ein. Mich würde daher ernsthaft interessieren, ob Diejenigen, die das hier gelesen haben, bereit wären, für eine zweifellos wirksame Tuningmaßnahme solche Summen hinzulegen. Bitte um Feedback.

Man muss berücksichtigen, dass die Technik zum Patent angemeldet ist, das Teil eine Einschaltverzögerung hat, damit fette Endstufen nicht bei jedem Einschalten auslösen, problemlos von außen resettet werden kann und bis 6 A Leistung mehr oder weniger stufenlos an die Bedürfnisse der Kunden anpassbar ist. Dazu dient dieser unscheinbare Stellregler:

E Fuse Regler Auslöseverhalten

Das Vorgehen ist einfach, man dreht so lange, bis beim Einschalten nichts mehr auslöst, dann mal im Probebetrieb laufen lassen und nur höher drehen, falls es bei groben Lautstärken an Strom mangelt, weil die Sicherung geflogen ist. Also eine etwas elaboriertere Anleitung gibt es, aber im Wesentlichen läuft es darauf raus.

Bleibt die Frage, ob im direkten Vergleich nicht die HiFi Tuning Sicherungen für unverschämte 50.- Euro das Stück (beste Grüße Bernd, ich weiß, dass es teurere umgelabelte gibt) die in Stein gemeißelt bessere Lösung sind:

HiFi Tuning Sicherungen

Mit ein wenig Glück, krieg ich´s raus und darf die E Fuse mal testen. Bis dahin - HiFi Tuning!

Zwei Wege zur Optimierung der Raumakustikeinflüsse

"Wie der Herr, so das Gescherr". Lautsprecher mit Bierbauch?

Moon Elektronik an Dynaudio Lautsprechern

Wenn ich lästern wollte, hätte ich es unter Design gebracht. Ich wollte Ihr Augenmerk weniger auf die sehr feine Elektronik von Moon lenken, als auf die Lautsprecher von Dynaudio. An selbwelche hat wer einen sauberen Bierbauch angeflanscht. Warum? Weil, und das wird uns gleich nochmal begegnen, es nicht wirklich egal ist, wo im Raum ich die Lautsprecher platziere. Falsche Positionierung kann den kompletten Klang vernichten. Das ist eine Folge der lästigen Eigenschaft von Lautsprechern, ihre Schallwellen nicht nur nach vorne abzustrahlen. Ein "normaler"  Hörraum wird angefüllt von einem Gemisch sich überlagernder und reflektierter Schallwellen, die deutlich Einfluss auf das direkt abgestrahlte Klanggeschehen nehmen. Dagegen hilft ein Bierbauch, wenn er denn schön ausgeformt ist. Das Angeflanschte, in dem die Lautsprecherchassis versenkt sind, nennt man Waveguide. Hier mit der klar definierten Aufgabe, möglichst wenig Schall seitlich oder nach hinten abzustrahlen, um die Raumreflexionen gleich mal gering zu halten. Damit kann man Lautsprecher deutlich freier im Raum platzieren.

Ein ganz ähnliches Konzept, nur viel aufwändiger von der Umsetzung her verfolgen die Newcomer auf der Highend 2019 von Kii.

Die Kii The Three

kiiswissbxt © kiiaudio.com

Hier ein Foto von der Kii Homepage aus einem Schweizer Studio, das die Kii Three oben und das BXT Erweiterungsmodul darunter zeigt. Das Oberteil war für mich eines der Highlights der Messe, zumal mich ein Bekannter, der diese Teile bereits besitzt, vorher auf deren Qualitäten hingewiesen hatte. Denn merket auf, holdes Publikum, die The Three oben drauf spielen bereits bis 20 Hz runter und das mit sauberem Schalldruck. Also ich kenn ja nur die sehr wortreiche Erklärung des dortigen Verkäufers, die lief jedenfalls darauf hinaus, dass hier mit Hilfe von eingebauten DSPs (Digitale Signalprozessoren) dafür gesorgt wird, dass der Lautsprecher eine "Nierencharakteristik" wie ein Mikrofon entwickelt. Die Schallanteile werden über das gesamte Frequenzspektrum so gesteuert, dass sie immer gleich laut und gleichzeitig zu etwa 90% nach vorne direkt abgestrahlt werden. Dafür wird nicht etwa der Raum eingemessen, sondern nur die Richtcharakteristik des Lautsprechers gesteuert. Der Effekt des Ganzen liegt darin, dass man die Kii The Three einfach da aufstellen kann, wo es die Dame und der Herr des Hauses ertragen können. Das kann notfalls bis 8 cm an die Wand rangehen, angeblich ohne den Klang wesentlich zu beeinflussen. Dazu schauen die Teile auch auf einem Ständer echt chic aus und klanglich waren sie bis auf einen diskutablen Härtegrad im Hochton, aus meiner Sicht absolut überzeugend.

Fragt mich nicht nach den präzisen technischen Daten ich meine mich an 1.500.- Watt pro Three und 2.000 Watt pro BXT Teil erinnern zu können. (Klassische Aussage eines Alzheimer-Geplagten.) Das Teil klang jedenfalls wie eine ganz, ganz große Box und benötigt aus meiner Sicht in überschaubaren Räumen auch die BXT Erweiterung in keinster Weise. Mein Bekannter hatte die zum Testen daheim und hat sie auch wieder zurück gehen lassen, weil ihm, genau wie mir auf der Messe, das Klangbild ohne BXT klarer erschien. Das mag sich aber in größeren Räumen anders darstellen.

BXT bringt insgesamt nochmal mehr Schalldruck, kostet aber wenig dezente 15.000 Euro, je nach Farbton auch mal 2.000.- mehr. Die Kii The Three gibt´s für knapp über 10.000 Euro Straßenpreis in schwarz und weiß, Sonderlackierungen sind deutlich teurer und die Ständer kosten auch nen knappen Tausender das Paar. Dafür gibt es aber auch einen kleinen sehr schönen Lautsprecher, der absolut wie ein ganz großer klingt. Ich hab jetzt mal diverse Rädchen zur Raum- und Klanganpassung genau so unterschlagen, wie das ca. 1.500.- Euro teure Vorverstärker-Fernbedienungsmodul. Das schaut Diejenige, die es interessiert eh nach. Die sind nämlich massiv damentauglich.

"To conclude this evenings Soireé" (Wer hat´s gesagt? - Richtig, David Coverdale auf der Starkers in Tokyo) noch eine richtig geile Präsentation, die zeigt, dass für die Messe noch nicht alle Hoffnung fahren gelassen ist.

Isoacoustics auf der High End 2019

Ein ganzer Raum, um Füße zu zeigen. Nein, nicht die Fußfetischhalle. Hier geht´s natürlich um Lautsprecherfüße und deren, in diesem Fall bekannt überwältigende Wirkung.

Isoacustics Gaia Vorführung

Baugleiche Focal Lautsprecher einmal mit den zugehörigen Spikes, einmal mit den Isoacoustics Gaia Füßen im Wechsel gespielt. Am Rand gab es noch das Isoacoustics Sortiment zu sehen. Das hatte echten Erkenntniswert. Da kam die Luftigkeit und Lässigkeit im Klang, die die Gaias vermitteln, extrem sauber rüber. So könnte die Highend auch sein. Ein ganzer Raum für Überzeugungsarbeit. Chapeau.

Exklusivvorführung bei ELAC

Wie sagt man? Ohne Abi kein abgebrochenes Philosophiestudium, oder so. Es gibt viele Wege Qualifikationen zu erwerben, die nachher keiner braucht, die aber Spaß machen. Einer der besten Wege - Ausflüge mit dem Bonsaimacho über die High End. Gibt es jetzt seit 2 Jahren, hat sich bewährt. Höhepunkt dieses Jahr war eine exklusive Führung bei ELAC. Rolf Janke, ELAC Urgestein und Entwickler vieler Lautsprecher mit Jet Hochtöner und Björn Johannson, HiFi Sachverständiger und ELACs Moderator für alle Messeauftritte waren so freundlich, uns die neuesten Entwicklungen aus dem Hause ELAC detailliert vorzustellen.

Rolf Janke mit ELAC Vela 407

Von Rolf stammen u.a. die aktuelle Vela Serie und die Concentros, ELACs High End Flaggschiffe. Eine Hörprobe mit der Alchemy Elektronik und den Vela 409 sowie den großen Carina Standlautsprechern 247 rundeten eine extrem gelungene Vorführung ab. Selbst Andrew Jones schaute kurz vorbei. Da war echt was geboten. Nochmals vielen Dank an die ELAC Crew, die unseretwegen Überstunden schieben musste. Nur das Catering muss noch besser werden :-)


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