Was ist Musiccast - wie funktioniert das Yamaha Multiroomsystem?
Immer wieder ereichen mich Fragen, die beweisen, dass es eine grobe Unklarheit darüber gibt, was das Multiroomsystem von Yamaha namens Musiccast eigentlich ist. Hier also eine Art Wiki des Musiccast, das Fragen beantwortet, wie: "Was ist Musiccast?", "Wie funktioniert Musiccast?" etc.
Was ist Yamaha Musiccast?
Zunächst einmal ist Musiccast ein Stück Hardware, das in Yamaha Geräten verbaut ist. Grob kann man sich Musiccast als eine Weiche vorstellen, auf der Alles, was eingeht, per Bluetooth, LAN oder WLAN auch wieder ausgegeben werden kann. Damit lassen sich Geräte der Firma Yamaha, die das Musiccast Label tragen untereinander verbinden und zu einem sogenannten Multiroomsystem verknüpfen. Die Kommunikation der Geräte untereinander erfolgt nicht direkt, sondern über den in Ihrem Haus verbauten Router, also z.B. eine Fritzbox von AVM oder einen Internetrouter von Asus, um nur 2 Firmennamen zu nennen. Die Kommunikation über Ihren Router nutzt Musiccast, um z.B. Musik von einem per Lichtleiter am AV-Receiver von Yamaha angeschlossenen CD-Spieler auf andere Räume zu übertragen, selbst wenn diese nicht im selben Stockwerk angesiedelt sind. Irgendwie muss also jedes Musiccast Gerät Verbindung zu Ihrem Heimnetzwerk, respektive Router erhalten. Das führt uns zur nächsten Frage:
Was sind die Voraussetzungen für den Musiccast Betrieb?
Holen wir ein wenig aus. Yamaha Ingenieure sind schlau. Die überlegen sich, womit kann man fremde Geräte am leichtesten mit dem hauseigenen Netzwerk verbinden? Mit Geräten, die inzwischen in fast jedem Haushalt Einzug gehalten haben - mit Smartdevices. Das ist der Sammelbegriff für Smartphones, Tablets und ähnliche Geräte, die selber eine Verbindung zum Router in Ihrem Haus aufbauen können. Für den Musiccast Betrieb brauchen Sie also einen funktionierenden Internetzugang über einen möglichst WIFI-zertifizierten Router, ein an diesem Netzwerk, in dem Sie Musiccast betreiben möchten, bereits eingeloggtes Smartdevice und die App "Musiccast", die Sie für IOS (Apple) oder Android in den bekannten App-Stores gratis herunterladen können. Um zu funktionieren, muss die App auf Ihrem ins Netzwerk eingeloggten Smartphone geöffnet werden.
Das Logo für die App sieht so aus:
Wir sehen, damit sind drei Arten von Nutzern schon außen vor: Leute mit Windows-Phones und Menschen, die Musiccast gerne über den PC oder MAC steuern möchten. Musiccast ohne App ist momentan noch nicht vorgesehen bzw. schränkt die wirklich vielfältigen Anwendungsmöglichkeiten in indiskutabler Weise ein. Musiccast für Mac, Macbook, Windows und PC ist (vielleicht noch) nicht möglich. Zum Thema Musiccast für Alexa hab ich mich hier geäußert - lasst euch überraschen.
Mit Öffnen der Musiccast App erscheint ein Startbildschirm, auf dem Ihnen nach kurzem Check Ihres Netzwerks angeboten wird, Musiccast einzurichten, das heißt, Geräte an die Musiccast App anzumelden. Wie das am sinnvollsten geplant wird und wie Sie die Einrichtung dann auch tatsächlich hinkriegen, erfahren Sie in diesem Artikel. Darüber hinaus gehende Probleme bei der Einrichtung mit IOS (Apple) werden in folgendem Beitrag gelöst. Seltene und exotische Probleme behandelt folgender Blog. Im Prinzip finden Sie in der Navigation von Bonsaimachos.de für alle gängigen Musiccast Phänomene bzw. Unklarheiten in der eigentlichen Bedienungsanleitung der Produkte Lösungen. Wer gleich professionelle Hilfe bei der Planung, der Selektion, dem Einkauf und der Installation von Musiccast Komponenten erhalten möchte, kontaktiert mich bitte über das Impressum. Wer Tipps via Email, Telefon etc. haben möchte, möge bitte bedenken, dass ich weder für diese Homepage, noch für solche Hilfeleistungen Geld von Yamaha bekomme, und sich folgende unterhaltsame Seite ansehen.
Der Startbildschirm der Musiccast App Ihres eingerichteten Systems sollte dann in etwa so aussehen:
Ein Spezialfall sind Ausstellungsstücke, die Sie erworben haben, die bereits beim Händler ins Netzwerk eingebunden waren und die dieser vergessen hat, zurückzusetzen. Die werden sich ohne Reset sicher nicht mit Ihrem Netzwerk verbinden lassen, weil die Geräte ihre Netzwerkanbindung nämlich intern abspeichern und somit versuchen werden, wieder ins Netzwerk des Händlers zu gelangen. Weil Yamaha auch saulustig sein kann, funktioniert das Zurücksetzen der Netzwerkverbindung bei (fast) jedem Gerät anders. Dafür finden Sie auf Bonsaimachos.de die Kapitel zu den einzelnen Geräten. Dort ist, so fern ich es nicht vergessen habe, immer eine Anleitung für den Netzwerkreset zu finden. Falls eine fehlt - sagt Bescheid.
Bevor jetzt aber der Eindruck entsteht, Musiccast macht nur Probleme und taugt nichts, das nächste Kapitel, in dem beschrieben wird, warum ich Musiccast für das zur Zeit leistungsfähigste Multiroomsystem am Markt halte.
Was kann Musiccast?
Egal, ob der Musiccast Baustein in einem AV-Receiver, einem Stereogerät, einer Soundbar, oder einem Aktivlautsprecher verbaut ist, leistet er von den Funktionen her das Selbe.
Jedes Musiccast Gerät kann:
Airplay (Schaltet das Gerät auch ein...)
Bluetooth (Senden und Empfangen - nur nicht gleichzeitig)
Internetradio abspielen
Eine NAS - Festplatte auslesen und die darauf gespeicherte Musik abspielen - das gilt auch für USB-Festplatten, die an einem Router mit Musikserversoftware, wie z.B. den meisten Fritzboxen angeschlossen sind
Streamingdienste, wie z.B. Spotify, Tidal, Deezer, Qobuz, Juke usw. nutzen
eigene Musik auf weitere Räume mit anderen Musiccast Geräten verteilen
Musik mit bis zu 192 kHz und 24 bit Auflösung (weit über CD-Qualität) streamen
Dazu kommen noch die individuellen Fähigkeiten des Geräts, in dem das Musiccast Modul verbaut ist. Hat das Gerät z.B. einen USB-Anschluss, kann man über die Musiccast App auch Musik vom USB-Stick spielen und auf andere Räume verteilen. Da ergibt sich auch gleich der Zusatznutzen, dass über den USB-Anschluss nicht nur MP3-Dateien ausgelesen werden können, sondern auch .wav, FLAC und andere höher auflösende Formate. Einen TV / Fernseher mit Musiccast zu verbinden ist ebenfalls mehr ein Problem des angeschlossenen Geräts. Soundbars, AV-Receiver und viele Stereokomponenten haben bei Yamaha Lichtleiter oder HDMI-Buchsen, über die der TV Ton für das Musiccast Multiroomsystem zur Verfügung steht und auf andere Räume verteilt werden kann.
In dem Moment, wo Sie ein Fremdgerät an ein Yamaha Gerät mit Musiccast Funktion angeschlossen kriegen, steht die dort gespielte Musik für alle Geräte im Musiccast Netzwerk zur Verfügung. Das klappt ohne albernes Zusatzgerät für hunderte von Euro, wie dem Sono... (Gesundheit) Connect. So sind auch Plattenspieler oder Bluray-Player integrierbar.
Musiccast Geräte erkenne Sie an folgendem Schriftzug ( - nicht an der Art des Sofas!):
Wie funktioniert Musiccast im Detail
Es gibt bei Multiroomsystemen grob eingeteilt zwei Varianten, solche, die softwarebasiert über ein Tablet streamen und solche, bei denen die Geräte selber streamen. Was heißt das konkret? Bei Systemen, die über ein Tablet arbeiten, reißt die Musik in dem Moment ab, wo das Smartdevice ausgeschaltet wird. Musiccast gehört zur zweiteren Fraktion, das heißt, jedes einzelne Musiccast Gerät wird mit einer eigenen IP-Adresse, die der Router via DHCP automatisch vergibt, an Ihr Netzwerk im Haus angebunden und kann sich seine Daten selber aus dem Internet ziehen. Im konkreten Beispiel hieße das, sie hören z.B. Bayern 3 über Internetradio und schalten Ihr Tablet, mit dem Sie den Sender ausgewählt haben, aus. Es passiert nichts, das Internetradio spielt weiter. Besser noch, selbst wenn Sie das Gerät ausschalten und erst einen Tag später wieder einschalten, erklingt nach einer kurzen Zeit, die das Gerät zum Hochfahren braucht, wieder Bayern 3. Das klappt sogar mit Spotify-Playlists. Sie schalten die Playlist ein, das Smartphone ab. Trotzdem können Sie z.B. über die Fernbedienung Ihres Musiccast Geräts Titel weiterschalten.
Der Haken? Musiccast Geräte schalten in Standby, nie vollkommen aus. Die gute Nachricht? Yamaha hat auch schon mal was von Öko gehört und den Netzwerk-Standby Verbrauch selbst bei den größten Geräten auf unter 3 Watt beschränkt. (Quelle Yamaha Homepage)
Kann man Musiccast nachrüsten?
Die Antwort ist relativ einfach - Ja, kann man, sogar bei Geräten anderer Hersteller und zwar mit allen oben genannten Funktionen. Dafür gibt es zwei geniale Geräte, den WXC 50, mit dem sogar der Zugang von Fremdgeräten (CD-Spieler...) zur Musiccast Welt nachgerüstet werden kann, und den WXAD 10, der die oben genannten "Standardfunktionen" aller Musiccast Komponenten nachrüstet. Über die Links erfahren Sie, was die einzelnen Geräte können. Der WXC 50 ist deutlich besser verarbeitet, hat den besseren Digital-Analog-Wandler und einen breiteren Einsatzbereich als der WXAD 10, den ich eher als ideale Ergänzung zu z.B. Aktivlautsprechern sehe.
Damit Sie sich das ungefähr vorstellen können, hier ein IFA - Foto von Yamahas WXC 50 von hinten, um die Anschlussmöglichkeiten zu demonstrieren:
Hierbei handelt es sich ganz klar um meinen Favoriten für die Nachrüstung. Verarbeitung, Funktionsumfang und Klang sind deutlich besser, als bei der windigen Plastikschachtel WXAD 10. Der Preis liegt bei UVP 399.- Euro.
Kann Musiccast alle Streamingdienste spielen?
Eine im Netz häufige Frage ist, "Kann Musiccast Amazon Music, Google Home, Tunein Radio usw. spielen?". Das ist Ihrer Kreativität überlassen. So lange die einzubindenden Streams die MP3-Qualität (320 kbps) nicht überschreiten, können Sie diese problemlos über Ihr Tablet oder Smartphone streamen und via Bluetooth oder Airplay an Musiccast weitergeben. Zudem hat meinen Erfahrungen mit Musiccast nach Yamaha immer wieder Updates gebracht, die neue Streamingdienste in die Musiccast App für Android oder IOS integrierten.
Was ist Musiccast nicht?
Die Frage klingt im ersten Moment blöd, zielt aber darauf ab, dass der Bedarf nach "drahtlos" angeschlossenen Lautsprechern, egal, ob für Stereo oder Surround wächst. Um es also gleich klar zu stellen, Musiccast war nie dafür geplant, Dolby Surround Übertragungen drahtlos zu machen. Auch die Nutzung als Ankopplung für drahtlose Rear Lautsprecher war nie vorgesehen. Auf die entsprechenden Nachfragen kann man nur sagen, dass das Problem der zeitlich korrekten Übertragung von Dolby Surround Signalen ohne Pfusch ( = einfach eine willkürliche, nicht eingemessene Verzögerung auf die Rücklautsprecher zu legen) Stand heute (04.02.18) nicht zufriedenstellend gelöst ist, wohl aber ein Thema auf der kommenden IFA werden mag. Und nein, Sono... (Gesundheit) stellt zwar drahtlose Lautsprecher mit Strom- statt Lautsprecherkabeln nach hinten, die arbeiten aber auch nicht mit Einmessung oder gar zeitrichtig.
Musiccast ist dafür da, Stereosignale in höchster Qualität über mehrere Räume zu verteilen, keine Dolby Surround, DTS oder Atmos Formate.
Drahtlos Stereo hören ist mit Musiccast hingegen möglich. Dazu bedarf es nicht einmal mehr eines klassischen Verstärkers. Einfach zwei Musiccast Lautsprecher zum Stereopaar pairen und gut. Die Anleitungen dazu finden Sie hier und hier.